Freitag, 26. März 2010

Sequenzen von Skepsis (26)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

292
Es bleibt mir ein Rätsel, wie seit Menschengedenken Krieger fortwährend Menschenleben auslöschen, Folterungen und Abschlachtungen zelebrieren. Möglich erscheint mir das Grauen nur vor dem Hintergrund, dass Männer, aber auch Frauen das Wunderbare des entstehenden Lebens nicht verstehen und dadurch Menschlichkeit und Würde ignorieren. Begründet ist die Dauerneurose vor allem in Sexualfeindlichkeit, der eigentlichen Menschenfeindlichkeit. Denn Sexualität verkörpert Lebenslust, Vitalität, mächtige Hürden auf dem Weg in ein propagiertes „besseres“ Jenseits. Die Verachtung der Sexualität mündet in die Selbstverachtung, in die Erlösungsbedürftigkeit, jenem zerstörerischen Hirngespinst im Dienste von begnadeten Obrigkeiten.

293
Das kosmonome Weltbild ist futuristisch und mit keiner gängigen politischen Richtung „kompatibel“.
Keine ideologische Kraft der Gegenwart hat unmittelbar etwas zu befürchten, weil Kosmonomie von Menschen ganz anderer Entwicklungsstadien ausgeht und sich jenseits heute denkbarer Mehrheitsfähigkeiten befindet.
Der „nächste Morgen“ der Menschheit wird ein so schmerzliches Erwachen für nur noch wenige, die dann eben nicht die Apokalypse vollenden. Dann erst kommt der Mensch ohne Weihrauch.

294
Leistung will Zeit haben; „die Zeit“ bestimmt die Leistung.
Manchmal erfolgt die Leistungsanerkennung erst nach einiger Zeit.

295
Der Tod beendet alles. Kann man sich Schöneres vorstellen?
Für die Überlebenden ist Tod nur das Ende in mancher Beziehung.

296
Und wenn man liebt, ist man nicht trotz allem Egoist von feinster Niedertracht?

297
Warum fügt sich mein Schreiben so wenig in den Alltag?
Weil ich mit so vielen nicht reden kann.

298
Du wurdest gedemütigt, verletzt wie vielleicht jeder einmal, manche oft.
Du hast es aber nicht verwunden, da wurdest du krank, freutest dich an deiner Genesung.
Das nenne ich Bescheidenheit.

299
Als ich kam, ging ich. Niemandem mag ich sagen, wo und wie es vor Jahren war, weil ich immer noch da bin.

300
Mancher verlor den Blickkontakt, die Augen gesund, weil er ein Weltbild pflegte.

301
Berufsbild deutscher Lehrer und Abbild einer im Stich gelassenen deutschen Jugend:
Die Asymptote. - Ein Gesellschaftsphänomen.

302
Kurz, knapp und effizient sind nur Fortbildungen, die man selbst in die Hand nimmt.

303
Ausladend breit präsentiert sich der Fortgebildete im Schwulst der Termini, im leeren Stroh.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Mittwoch, 24. März 2010

Wer liest, wer versteht?

Ein Buch zu schreiben mit dem zentralen Bekenntnis zur freiheitlichen Demokratie, zum Pazifismus, zur Gewaltfreiheit, zur Abkehr von Religion und Esoterik, zur Gleichberechtigung, zur Humanität, zur Menschenwürde, stellt in Deutschland eine solche Ungeheuerlichkeit dar, dass sich keines der bekannteren Medien daran wagt, eine Pressemeldung darüber zu veröffentlichen, geschweige denn eine Rezension.

Vielleicht, könnte man sagen, ist es das Buch auch nicht wert, weil es schlecht ist.
Da gibt es aber Rückmeldungen, die genau das Gegenteil bestätigen.

Die offenbar gewollte Nichtbeachtung ist nicht verwunderlich, denn das Buch ist weit freiheitlicher, konsequenter demokratisch als dieses Deutschland, weit ehrlicher, weil kosmopolitisch und nicht eingezwängt in vasallenhafte Bündnistreue zu Mächten, die den Planeten für ihre Interessen unter sich ideologisch vermarkten, ihn ausbeuten und schädigen, Mensch und Natur als Mittel zum Zweck betrachten.

Das Buch lässt sich nicht parteipolitisch einbinden, weil keine aktuelle Partei seinen Ansprüchen gerecht wird, weil diese Parteien überhaupt in Frage gestellt werden.
Das Buch dient keiner der gängigen Ideologien und Religionen, weil sich diese historisch nicht bewährten.

Weil also das Buch eine ganz andere Denkart für die (fernere) Zukunft anbietet, futuristisch anmuten muss, sollte es keinerlei Gefahr für jedwede gegenwärtige Staatsräson bedeuten.

Die neue Philosophie der Kosmonomie enttarnt aber schon, und das reicht, um sie zu verschweigen, besser, zu unterschlagen.
Das mag auch noch länger fortdauern, es liegt quasi in der Natur der Sache.

Es wäre unbedeutend, über das fremdbestimmte Nachkriegsdeutschland noch zu lamentieren; es gibt entscheidendere geografische Regionen. Deutschland wird aber als Marionette in einem Weltenkonzept (keineswegs Verschwörung!) von Finanzen, von Kriegstreibern und Kriegsgewinnlern mehr und mehr ins Spiel gebracht, indem es selbst nicht souverän ist und auch nicht sein soll.

Der deutsche Nationalismus, Faschismus und Rassismus des Dritten Reiches fand und findet an zahlreichen Stellen des Globus perfide, sogar perfekte Nachfolger. Sollte man sagen: Erben? Und das an sich geläutert sein sollende Europa stellt dem nichts entgegen, es spielt mit!

Man hat aus der Geschichte nichts gelernt, ist dazu unfähig, weil man nach den Gewaltausbrüchen des letzten Jahrhunderts nicht etwa der Gewalt überzeugend abschwor, sondern lediglich die Farben wechselte oder einfach die alten weiterhin glorifiziert.

Ach ja, das Buch:

„Menschliches Glauben“, Novumverlag, von Raymond Walden

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Freitag, 19. März 2010

Sequenzen von Skepsis (25)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

279
War Made Easy (Krieg leicht gemacht; Norman Salomon);
„Schurkenstaaten“ und „Achsen des Bösen“ werden übertroffen vom höchsten Lügenkonstrukt des amerikanischen Imperialismus und Hegemonismus, vom Verrat der Demokratie.

280
Religion sei der Trost der Leidenden (Violetta in La Traviata). Ich sehe es so: Religion ist das Leiden der Untröstlichen.

281
Zinsen überwuchern den Menschen als Defizit des Humanen.

282
Wir brauchen mehr Zeit:
Für unsere Kinder, für unsere Alten,
für unsere Bildung, für uns selbst,
für ein menschliches Leben.
Das wäre unser Kapital.

283
Nahrungsaufnahme ist biologische Notwendigkeit; die Art und Weise serviert sich als Visitenkarte.

284
Wer keine Stimme kennt, hört nur Anrufer, Ansager, Anpreiser und fällt darauf herein.

286
Geiz sei geil? Im Gegensatz zu euch, weil ihr nicht dürft. – Aber wer ist schon blöd!

287
Aus sicherer Entfernung wirkt manches Ereignis faszinierend, beglückend. Bei näherer Betrachtung spaltet sich das Empfinden in Verzückung und Bedrohung. Und dann erst das Leben hier vor Ort!

288
„Glücksspiel kann süchtig machen,“ formuliert die Bürokratie in der staatlichen Lotto-Werbung, auf dass der Betreiber seine Hände in Unschuld gewaschen habe.
Wie wäre es auch mit folgender Weißwaschung: „Krieg kann töten.“?

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DENK MAL! Nr. 10

Neuverschuldung: 80 000 000 000 Euro
(Achtzig Milliarden, real noch weit höher.)

So ergangen zu Berlin, 19.03.2010,

am Tag der politischen Inkontinenz.

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289
Etwas Menschenkenntnis erleichtert die Wahrnehmung des Bröckelns hinter lächelnden Fassaden.

290
Diktaturen scheuen sich nicht, Oppositionelle, zumeist intelligente und mutige Menschen, in psychiatrische Anstalten zu verbringen. Andere Gesellschaften entwickeln allgemeine Schulsysteme mit Therapeuten, Psychologen, Sozialbetreuern, sogar mit Polizeischutz - und auch Lehrern. So entstehen erst gar keine Oppositionellen!

291
Siedeln Menschen in Risikozonen, ist ihnen nicht wirklich zu helfen. Die Naturbedingtheit der Aussage enthält keine gleichgültige Menschenverachtung, sondern Mitgefühl durch das Erkennen der eigenen Ohnmacht gegenüber einzelnen Menschen im Leid, die sich ihre Heimat nicht aussuchen konnten und sie nun auch nicht einfach verlassen können. Meidung des jeweiligen Landstrichs aber ist die einzige Lösung: Schöne Grüße aus San Francisco.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Donnerstag, 18. März 2010

Das flache Bild

Überwunden sind die klobigen Fernsehkästen, seit flache Bildschirmtechnik brillante Bilder liefert, ohne in die Tiefe des Wohnens hineinzuragen. Als wäre die Errungenschaft nicht Platzersparnis genug, wird der Flachbildschirm segmentiert in scheinbares Hauptbild und Logoeinblendung, Datum/Uhrzeit-Fenster, Kanalerkennung, Werbelaufband, Nachrichtenticker, Börsendaten und so weiter.

Im Extremfall, der im Internet der Normalfall ist, blinkt und zappelt es an allen möglichen Stellen, um ja die eigentliche Programmbotschaft als Vehikel mit allem erdenklichen Ballast zu entwerten, zu missbrauchen oder sich im flachsten Fall mit ihr auf eine Stufe ohne Niveau zu stellen: laut, bunt, swinging, krakeelend, hypernervös, übergeschnappt, primitiv.

Die Einschaltquote rechtfertigt alles. Indes sind die Gehirne wohl alles andere als ein-, eher fehlgeschaltet.
Denn ich diskreditiere keineswegs die indifferente Masse, sondern die sogenannte Bildungsschicht, die die breitbandige Flachheit duldet und sich sogar daran delektiert.
Entschuldigen lassen sich die Flachebenen nicht, es sei denn, man geht davon aus, die Bildungsschicht stelle höchstens noch einen Flickenteppich dar, ein Patchwork aus Konzentrationsschwäche, aus Verunsicherung, Egoismus und Humanitätsdefizit, das heißt, sie hätte sich längst aufgegeben. Dann wäre sie schuldunfähig.
Könnte man das allen Ernstes glauben?

Es stimmt etwas in dieser europäischen Nachkriegsgesellschaft nicht. Die Geschichte ist bisher einseitig verfälscht aufgearbeitet worden und mehr noch, für die ersehnte bessere Zukunft wurde und wird ein durch Lobbyismus, Korruption und kapitalistischen Wucher gedemütigtes Demokratiesystem vorgegaukelt.

Einigkeit besteht darin, dass ohne Bekanntmachung, ohne Werbung ein Produkt kaum verkäuflich ist. Das rechtfertigt allerdings nicht das Abgleiten der Medien und der Werbung in Verblödung, Täuschung und Übervorteilung, in Betrug, dem staatlicherseits nichts entgegengesetzt wird, weil sich auch politische Wahlkampagnen genau nach dem Prinzip abspulen.
Fazit für einen bewussten Beobachter der Medien: Jede blinkende Verkehrsampel signalisiert „Vorsicht“, jeder blinkende Bildschirm kann nichts anderes meinen.

Montag, 8. März 2010

Sequenzen von Skepsis (24)

Aphorismen zum Nachdenken und zum Zitieren:

267
Weltbilder zerfließen ohne Kontur
in Unter- oder Überbelichtung,
in die Basis orientierungsloser Kampfbereitschaft.

268
Kreuze am Feldweg, religiöse Feiertage, entsprechende Schulferien, das Glockenläuten vom Kirchturm; wer glaubt dabei an Machtausübung?
Nur Nichtgläubige, die es wissen.

269
Tugendterror ist Perversion auf den Punkt!

270
Zweifelsfrei gibt es das „Göttlich-Schöne, Erbauende, Ergreifende, Feierlich-Erhebende und Tröstende, das Heilige“ zwischen den Menschen.
Religion ist im Hinblick darauf das prophetisch „Herabgekommene“.

271
Wie könnte Deutschland für irgendeinen Staat des Globus eine besondere Verantwortung tragen? Wenn man es aber schon so feierlich beschwört, wäre es wünschenswert, dass eine deutsche Regierung ein für allemal beispielhaft jedem Auserwähltheitsglauben eine Absage erteilt. – Träumerei von Aufklärung.

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DENK MAL! Nr. 6

„Staatsräson“ konstruiert Tabus, um Kritik abzutöten.

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272
Olympische Spiele in Peking wie seinerzeit in Berlin. Man solle nicht boykottieren, weil der Sport nicht das leisten könne, was manche erwarten, nämlich die Einhaltung der Menschenrechte durch das Gastgeber-Regime. Seltsam diese Argumentation, leistet doch der Sport einen enormen Beitrag zur internationalen Aufwertung der ideologisch verblendeten Unterdrücker.
Kann man sich einen solchen Sport wirklich leisten?

273
Religion ist Feuer ins Öl.

274
Kein Spießer fühlt sich so, denn Spießigkeit ist Religion, (Ver)Ordnungsprinzip, die Quadratur der Heckenschere, die Symphonie des Putzteufels, der Zapfenstreich des Lebens.

275
Hass explodiert gewaltig, um ein hasserfülltes Echo zu erzeugen.

276
Christentum, Deutschtum, Altertum, Judentum, Soldatentum, Beamtentum, Denunziantentum, Mäzenatentum, Diplomatentum, Scheichtum, Brauchtum, Irrtum. Die Tümelei erscheint eigentümlich, und dann erst das Spezialistentum für Wachstum: Piratentum!

277
Presse: Erpresst, gepresst, gedruckt - gekauft.
Der Druck sei frisch, heißt es.

278
„Rechts- und Linksradikale“. Leider wissen sie zu viel von den opportunen Machenschaften, den vertuschten Wahrheiten der „Mittelmäßigen“. Aber das ignorieren die auf „Mitte“ eingedösten Gefolgschaften: Ab durch die Mitte zum nächsten Gefecht! Die Mitte sind wir, kurz vorm Mittelpunkt der Welt.

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© Raymond Walden, www.raymond-walden.blogspot.com

Freitag, 5. März 2010

Es ist Krieg

Die Mutter aller Schlachten ist die Lüge,
der Vater dieses Gedankens fiel im Felde,
und die Kinder spielen bereits wieder am vergifteten Brunnen.

Großvater ruht ausgezeichnet in unbekannter Erde,
Großmutter war Trümmerfrau.
Ein reicher Onkel in Amerika macht in Öl,
seine Frau sich von der Fahne.
Der gute Onkel leidet unter dem Zölibat,
seine kurzsichtige Schwester glaubt an den Mond.
Ansonsten kümmert man sich wenig um die bucklige Verwandtschaft,
schlägt sich durch im täglichen Wachstumskrampf,
pflegt seine Mimosen und Pandemien, nicht zuletzt durch überreichlichen Genuss eines Mediensalats, der seine Unhaltbarkeit mit Geschmacksverstärkern kaschiert.

Das Schweigen im Walde verschläft den Bildungsnotstand, deckt Bespitzelung und Verwaltungsorgien und tarnt Korruption als Lobbyismus. Finanzbetrug scheut nicht einmal den frischwindigen Donnerbalken, das Gesundheitswesen verhebt sich an stinkenden Geldaufhäufungen einerseits und verrenkt sich an leeren Klassen-Kassen andererseits. Waffen werden produziert und gehandelt wie Brote, doch die geschundene Erde gibt für viele weniger als das „täglich Brot“, weil die Saat der Versprechungen nicht aufgeht.

Sie schießen wieder – sogar „kriegsähnlich!“ – und eine verblödete Herde blökt nicht einmal, weil sie Hammeln nachtrottet – so frei von Argwohn, zufrieden im Klatsch und Tratsch und doch so verängstigt vor Terrorismus, für dessen Entstehen die Hornviecher alles bereiteten, während sie ihren Gefolgen Hörner aufsetzen.

Es ist Krieg an vielen Brennpunkten der Welt,
aber ihr verdammt ihn scheinheilig nur in der Historie,
lenkt von den gegenwärtigen grausamsten Menschheitsversagen ab.

Nie wieder sollte von diesem Land Krieg ausgehen!
Das könnt ihr doch nicht vergessen haben.
Nein, ihr lügt so gelassen, wie ihr belogen werdet!
Geht es euch gut? – Das ist die Hauptsache.

Es ist Krieg! – Merkwürdig.
Ein merkwürdiger Krieg: Die Schlacht gegen das Menschsein.
Keines eurer Gebete hat Krieg verhindert,
da ihr sogar Waffen segnet.

Hättet ihr doch nur Ahnung,
wie euch der Glaube an Gott und Geld entmenschlicht!

Ihr würdet euch ändern.

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